An der 129. Generalversammlung der Zürcher Kunstgesellschaft im Festsaal des Chipperfield-Baus begrüsste Präsident Dr. Philipp M. Hildebrand die zahlreich erschienenen Mitglieder. Das Kunsthaus Zürich blickt auf ein herausforderndes Jahr 2023 zurück, das gleichzeitig von wichtigen Weichenstellungen für die Zukunft geprägt war.
HERAUSFORDERUNGEN UND ERFOLGE
Das Kunsthaus Zürich verzeichnete 2023 erneut über eine halbe Million Eintritte und bleibt damit das meistbesuchte Kunstmuseum der Schweiz. Präsident Hildebrand bedankte sich bei den Mitgliedern für ihre Treue sowie beim Kunsthaus-Team für ihren engagierten Einsatz. Besonders hervorgehoben wurde vom Präsidenten der gelungene Neustart der Präsentation der Sammlung Bührle unter Direktorin Ann Demeester. Mit dem Titel «Eine Zukunft für die Vergangenheit» konnte ein differenzierter Umgang mit der komplexen Geschichte der Sammlung Bührle präsentiert werden. Der Präsident begrüsste als Nachfolge von Christoph Stuehn Herrn Alex Hefter als neues Mitglied in der Geschäftsleitung. Er verantwortet den Bereich Verkauf & Services sowie interimistisch Kommunikation & Marketing.
Dr. Philipp Hildebrand erläuterte die drei für ihn im Fokus stehenden zentralen Punkte seit Beginn seines Präsidentenamtes der ZKG: Raphael Gross soll die bisherige Provenienzarbeit überprüfen. Das Kunsthaus hat sich verpflichtet, eine nachhaltige Provenienzforschung aufzubauen und die eigene Sammlung auf mögliche NS-verfolgungsbedingte Entziehungen hin systematisch zu untersuchen. Ziel ist es, faire und gerechte Lösungen bei auffälligen Werken zu finden und die Öffentlichkeit transparent über die Fortschritte zu informieren.
ORGANISATORISCHE ENTWICKLUNGEN
Die Verdopplung der Fläche durch den Chipperfield-Bau brachte strukturelle und finanzielle Herausforderungen mit sich. Mit Unterstützung der Boston Consulting Group wurde ein Plan erarbeitet, der durch gezielten Personalaufbau für den stabilen Museumsbetrieb sorgt, der strukturelle Optimierungen mit der Einführung klar definierter Verantwortlichkeiten erzielt und der eine Zukunftsstrategie für einen langfristigen Erfolg beinhaltet.
Diese Anpassungen sollen sicherstellen, dass die Organisation den erhöhten Anforderungen gewachsen ist. Der Betrieb des erweiterten Hauses mit seinen deutlich vergrösserten Ausstellungsflächen stellt höhere Anforderungen an Personal, Prozesse und Finanzen.
FINANZIELLE LAGE UND JAHRESRECHNUNG 2023
Die Jahresrechnung schloss mit einem Verlust von CHF 1 585 979. Die Hauptursachen waren u. a. Sonderaufwendungen für Kunstlagerung und der Rückgang der Besuchereinnahmen aufgrund temporärer Schliessungen. Trotz des Defizits bleibt die Liquidität stabil. Der Vorstand plant, das Defizit bis 2028 auszugleichen. Die Mitglieder genehmigten die Jahresrechnung mit fünf Enthaltungen und zwei Gegenstimmen.
AUSBLICK UND STRATEGISCHE ZIELE
Präsident Hildebrand betonte die Bedeutung nachhaltiger finanzieller Absicherung. Das Kunsthaus Zürich verfolgt das ambitionierte Ziel, nach wie vor 50 Prozent der Betriebskosten eigenständig zu finanzieren – ein für Zürcher Kulturinstitutionen einzigartiges Modell. Hierfür wurde im Herbst 2023 eine neue Fundraising-Strategie eingeführt, die unter der Leitung von Elke Wiebalck gezielt auf den Aufbau langfristiger Partnerschaften mit Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen abzielt. Die Kampagne «Mitglieder werben Mitglieder» soll zudem die Mitgliederbasis stärken und zusätzliche Einnahmen generieren.
WAHLEN UND PERSONALVERÄNDERUNGEN
Zur Wiederwahl stand Dr. Ben Weinberg, der ohne Gegenstimmen im Vorstand bestätigt wurde.
Als neue Delegierte der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde und Nachfolge von Franz Albers tritt Gitti Hug in den Vorstand ein, ebenso wird Dr. Seraina Rohrer als kantonale Vertreterin in Nachfolge von Dr. Madeleine Herzog amtieren.
Die Revisionsstelle PricewaterhouseCoopers AG wurde einstimmig für ein weiteres Jahr gewählt.
MITGLIEDERBEITRÄGE
Die Mitgliederbeiträge bleiben 2025 unverändert.
ABSCHLUSS
Zum Abschluss der Versammlung konnte Präsident Hildebrand mit der Nachricht erfreuen, dass zwei 2023 vermisste Altmeister-Gemälde wieder aufgetaucht sind. Mit einem Dank an alle Beteiligten und der Hoffnung auf ein weiterhin lebendiges Kunsthaus Zürich wurde die Versammlung beendet.