Grafische Sammlung

PERSONELLES

Für die Grafische Sammlung übernahm Kurator Jonas Beyer ab Januar 2024 die Leitung ad interim.

WERKE AUF PAPIER

In 2024 wurde die Bearbeitung einiger wichtiger Konvolute innerhalb des Bestandes angegangen. So wurde die umfängliche, seit Anfang des 20. Jahrhunderts unter Wilhelm Wartmann systematisch angelegte Sammlung an Grafiken Albert Weltis über mehrere Monate mit sämtlichen technischen Daten in unsere Museumsdatenbank eingepflegt. Im Wesentlichen war dies das Verdienst von Bénédicte Maronnie, die sich der über 600 Drucke des Künstlers annahm und diese in ihrer Funktion als temporär angestellte wissenschaftliche Mitarbeiterin sorgsam in unserem Bestandssystem erfasste. Auf dieser Grundlage konnte dann auch die Ausstellung «Albert Welti und die Grafik des Fantastischen» im Kabinett des Kunsthauses umgesetzt und dem Publikum eine Vorstellung vom reichen Welti’schen Grafikbestand unserer Institution gegeben werden. Begleitet wurde die Ausstellung von einer Sammlungspublikation, die sich vertieft mit dem Künstler beschäftigt.

Ähnlich intensiv wie den Grafiken Weltis widmeten wir uns den Zeichnungen Giovanni Giacomettis, die 2012 als Legat Bruno Giacomettis an unser Haus kamen und bis dato einer systematischen Erfassung harrten. Diese Aufgabe kam Fabienne Nann zu, die seit Sommer 2024 als Praktikantin bei uns tätig ist. Nicht nur nahm sie sämtliche technische Details der Zeichnungen auf, auch recherchierte sie nach korrespondierenden Gemälden, zu denen die Blätter als Vorzeichnung gedient haben könnten, und dokumentierte die meisten der Werke schliesslich fotografisch. Ziel soll es sein, einen grösseren Teil dieser Zeichnungen künftig über unsere Sammlung Online abrufen zu können.

Parallel dazu wurden durch Fabienne Nann die sogenannten Malerbücher mit allen technischen Daten erstmals auch elektronisch erfasst und damit ein essenzieller Beitrag zur Dokumentation dieser für die Geschichte der Zürcher Kunstgesellschaft ungemein wichtigen Bände geleistet.

Wichtig zu erwähnen ist ferner die diesjährige Beschäftigung mit unserer Sammlung an grafischen Werken Fritz Glarners. Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Simone Gehr verschaffte sich einen Überblick über den Umfang des Glarner’schen Bestands und hielt hierfür in MuseumPlus bereits sämtliche Grunddaten fest. Auf dieser Basis wird künftig eine tiefere Detailerfassung in unserer Datenbank möglich sein.

An Dauerleihgaben konnte sich die Grafische Sammlung dieses Jahr über einen bedeutenden Zugang freuen: Insgesamt 52 Werke, darunter hauptsächlich exquisite Druckgrafiken von Martin Schongauer über Andrea Mantegna bis hin zu Canaletto, sind aus der Sammlung Werner Coninx an unser Haus gelangt. Es wird geplant, einige dieser Arbeiten in der Ausstellung «Druck gemacht! Meisterwerke auf Papier von Albrecht Dürer bis Dieter Roth» ab Oktober 2025 einem breiten Publikum vorzustellen.

MEDIENKUNST

Im Berichtsjahr konnte das 2022 gestartete Erhaltungsprojekt «Born Digital» erfolgreich abgeschlossen werden. Dabei wurden 52 Videowerke aus der Zeit um die Jahrtausendwende konserviert, sprich: digitalisiert und vertieft untersucht. Nicht zuletzt wurden gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern offene Fragen zur korrekten Präsentation geklärt.

AUSSTELLUNGEN UND PRÄSENTATIONEN

Die intensive Auseinandersetzung mit den Medienkunstwerken legte den Grundstein für die Sammlungspräsentation «Born Digital. Kunst im neuen Millennium» und die Sammlungspublikation «Born Digital. Medienkunst 1995 – 2005». Darin wurden alle zwischen 1995 und 2005 erworbenen Werke der Medienkunstsammlung des Kunsthaus Zürich erstmals in einem Werkverzeichnis aufgeführt, das rund 160 Arbeiten umfasst.

Weitere Medienkunstwerke wurden 2024 im Kinoraum im ersten Stock des Chipperfield-Baus gezeigt, so die 35mm-Film-Projektion «Time as Perspective» (2012) von Rosa Barba, die 2013 angekauft wurde. Im Anschluss daran wurde im selben Raum die Preisträgerin des Roswitha Haftmann-Preises Zarina Bhimji mit einer Präsentation ihres Werks «Yellow Patch» (2011) gewürdigt.

Wie in den vorangegangenen Jahren, so wurde auch dieses Jahr der Grafikraum im Moser-Bau als Schaufenster zur Grafischen Sammlung genutzt. Abgesehen von einer Ausstellung zum Thema «Malerbuch» des Kollektivs Clubhaus zeigte Jonas Beyer Ende des Jahres Zeichnungen von Fred Sandback. Diese entstammen unserem reichen Bestand an amerikanischen Zeichnungen und Grafiken, deren Grundstock einst unsere ehemalige Kollegin Ursula Perruchi-Petri angelegt hat.

Ebenso wurde der Dada-Raum wieder mit zahlreichen Werken der Grafischen Sammlung bespielt, wobei wir immer einen Bezug zum Ausstellungsprogramm herstellten. An Präsentationen zu nennen wären hier die Schau «Liquid Genders», die parallel zur Ausstellung «Barbara Visser – Alreadymade» zu sehen war und bei der die Werkauswahl im Dialog mit Barbara Visser erfolgte. Ferner «Christian Schad», parallel zur Ausstellung «Walid Raad. Cotton under my feet: The Zurich chapter», wo neben den berühmten Schadografien auch Holzschnitte des Künstlers gezeigt wurden, sowie «Surrealismus» anlässlich des Surrealismus-Jubiläums 2024.

AKTIVITÄTEN IM STUDIENSAAL UND LEIHGABEN

Mitgewirkt hat die Grafische Sammlung dieses Jahr am «Tag der offenen Tür»: Simone Gehr hat zu diesem Anlass insgesamt fünf Gruppen im Studiensaal der Grafischen Sammlung willkommen geheissen und druckgrafische Techniken anhand von Grafiken und Druckstöcken erläutert. Zudem besuchte die Universität Zürich unseren Studiensaal für zwei Seminare zu Dada, wofür relevante Arbeiten aus unserem Bestand präsentiert wurden: Dr. Talia Kwartler legte den Fokus auf Suzanne Duchamp, während sich Prof. Dr. Sandro Zanetti auf Dada-Zeitschriften konzentrierte. Insgesamt wurden den Besuchenden im Studiensaal der Grafischen Sammlung im Laufe des Jahres 282 Werke oder Konvolute vorgelegt; darunter 148 Zeichnungen, 51 Druckgrafiken, 6 Fotografien, 21 Skizzen- und Malerbücher sowie Mappen, 52 Brief- und Archivbände sowie 4 Archivschachteln.

An internen Ausstellungen und Sammlungspräsentationen wurden insgesamt 232 Werke der Grafischen Sammlung gezeigt; davon 18 Zeichnungen, 164 Druckgrafiken, 5 Collagen, 24 Fotografien, 1 Fotoinstallation, 1 Film, 1 Filminstallation, 13 Einkanal-Videos, 1 Installation mit Medienkomponenten und 4 Videoinstallationen; an externe Ausstellungen wurden insgesamt 44 Werke ausgeliehen; davon 2 Collagen, 3 Fotografien, 1 Fotoinstallation, 1 Einkanal-Video, 11 Druckgrafiken und 26 Zeichnungen.

EXTERNE AKTIVITÄTEN

Als Gast vertrat Jonas Beyer die Grafische Sammlung des Kunsthauses dieses Jahr auf dem internationalen «50 lux»-Meeting («International Advisory Committee of Keepers of Public Collections of Graphic Art») in Basel (12. – 17.5.2024). Dieses Forum der grossen grafischen Sammlungen weltweit stattete auch dem Studiensaal unseres Hauses einen Besuch ab, um sich einige grafische Höhepunkte aus dem Bestand vorlegen zu lassen. Hinzu kommt unsere Anwesenheit beim «Rencontre professionnelle du Club des 25 lux» in Genf (6. – 7.6.2024) sowie beim «Jahrestreffen der Leiter:innen Graphischer Sammlungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz» in Dresden (4. – 7.9.2024).

Jonas Beyer, Kurator und Leiter der Grafischen Sammlung ad interim

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