Sylvie Fleury
First Spaceship on Venus (Pink Champagne), 2021
Als wir letztes Jahr in Vorbereitung des Umzugs in die Kunsthaus-Erweiterung die Bestände der Pop-Art neu eingerichtet haben, zeigte sich, dass Künstlerinnen in dem Bereich leider komplett fehlten. Daher luden wir Sylvie Fleury ein, die Neupräsentation der Pop-Art-Werke mit einer Installation zu ergänzen, und es war uns ein grosses Anliegen, von dieser wichtigen Künstlerin auch eine substanzielle Arbeit für die Kunsthaus-Sammlung zu erwerben. Wir freuen uns daher sehr, dass dank der Unterstützung durch die Vereinigung Zürcher Kunstfreunde nun «First Spaceship on Venus (Pink Champagne)» (2021) angekauft werden konnte. An dieser Stelle sei der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde nochmals herzlich gedankt.
Wie schon für die Pop-Art-Künstler, ist auch für die 1961 geborene Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury die Welt der Waren und des Konsums eines ihrer Hauptthemen – immer jedoch aus weiblicher Sicht. Sie nimmt Motive und Produkte aus der Mode- und Kosmetikindustrie und transformiert diese zu Kunstwerken, die einerseits von einer Faszination für die Welt des Luxus zeugen, diese aber auch mit einem Augenzwinkern und einer überraschenden Leichtigkeit hinterfragen. «Als Frau, denke ich, muss dieses System hinterfragt und immer wieder untersucht werden», so die Künstlerin in einem Interview.
Sylvie Fleury bedient sich nicht nur Sujets aus der Modewelt. Auch Autos und Motoren spielen in ihrem Werk von Anfang an eine wichtige Rolle. 1998 gründet sie den «She-Devils on Wheels»-Autoclub, benannt nach einem Film aus den 1960er-Jahren, in dem eine Frauengang auf Motorrädern erbarmungslos mit Männern abrechnet. Hier zeigt sich Sylvie Fleurys feministische Grundhaltung. «Es scheint mir unmöglich, in der heutigen Welt eine Künstlerin, ohne nicht auch eine Feministin zu sein», so Sylvie Fleury.
Diese Haltung zeigt sich auch in «First Spaceship on Venus (Pink Champagne)». Raketen sind ja Phallussymbole schlechthin. Und auch die Raumfahrt mit ihrer Idee, das Weltall zu erobern, ist Sinnbild übersteigerter Männlichkeit. Sylvie Fleurys Rakete bricht mit diesen Fantasien. Ist ihr «Spaceship» grad auf dem Planeten Venus gelandet? Oder verweist die Rakete mit ihrer rosa glitzernden Oberfläche auf die römische Göttin der erotischen Liebe und Schönheit? Sylvie Fleury spielt augenzwinkernd mit beiden Konnotationen. Der Verweis «Pink Champagne» im Titel erinnert zudem an eine billige Champagner-Marke, ist aber die Bezeichnung der Nagellack-Farbe, die Fleury für die Lackierung der Rakete verwendet hat. Frauen-Power pur.