Vorwort

EIN JAHR WIE KEIN ANDERES

Aufgrund der behördlichen Verordnungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie musste das Kunsthaus vom 14. März bis zum 14. Mai sowie ab dem 20. Dezember schliessen. Der Lesesaal der Bibliothek war zusätzlich vom 18. Mai bis zum 5. Juni geschlossen. All diese Einschränkungen wirkten sich negativ auf die Besucherzahlen, die Neueintritte in unseren Verein und den traditionell hohen Eigenfinanzierungsanteil aus.

Die Geschäftsleitung reagierte schnell. Die Organisation wurde angepasst und ein Hygienekonzept zum Schutz von Mitarbeitenden und Besuchern entwickelt. Dies ermöglichte den Betrieb in reduzierter Form und die Durchführung aller geplanten Ausstellungen. Es wurden temporäre Homeoffice-Lösungen geschaffen und Angestellte in Kurzarbeit mit Lohnfortzahlungen, die über den gesetzlichen Vorgaben lagen, unterstützt. Stadt und Kanton wurden um Ausgleichszahlungen gebeten.

Mietkunden profitierten von grosszügigen Storno-Regelungen, Mitglieder erhielten kleine Aufmerksamkeiten und für die Zeit ab Mitte Dezember eine geldwerte Kompensation. Die digitale Kommunikation wurde auf allen Kanälen verstärkt. Die Durchführung von Veranstaltungen blieb während 37 Wochen möglich. Grossveranstaltungen, Chor-, Orchester- und Theateraufführungen mussten abgesagt werden, mittelgrosse Events in hybride Formate umgewandelt und Workshops oder Führungen für Kleingruppen neu ausgelegt werden. Vernissagen fanden als zeitlich über einen oder zwei Tage gestreckte Vorbesichtigungen statt.

Ob Journalistinnen, Besucher oder Lehrpersonen mit Klassen – bei jedem kleinen Anlass war die Dankbarkeit gross, sich versammeln und der Kunst begegnen zu dürfen.

 

Sehr Geehrte Mitglieder Der Zürcher Kunstgesellschaft

Sicher erinnern Sie sich an den fulminanten Erfolg der wundervollen Ausstellung von Olafur Eliasson, mit der wir das denkwürdige Jahr 2020 begannen und mit der wir rund doppelt so viele Eintritte verzeichnen konnten, als wir budgetiert hatten. Wir hatten Glück mit diesem guten Start.

Die behördlich angeordnete Schliessung des Museums für unsere Besucherinnen und Besucher für rund acht Wochen im März und April, aufgrund der Entwicklung der Pandemie in ungeahnte Dimensionen, traf das Kunsthaus nicht unvorbereitet. Dank der reibungslos funktionierenden internen Organisation lief die Arbeit an unseren Ausstellungen ruhig und zielorientiert weiter, sodass alle Projekte, wenn auch zeitlich verzögert und unter erschwerten Vorbereitungen, durchgeführt werden konnten, insbesondere die logistisch aufwendige Ausstellung «Schall und Rauch» über die wilden zwanziger Jahre. Im vergangenen Jahr hat die Neuordnung der Sammlung im Bestandsbau Fahrt aufgenommen, unter anderem mit der neuen Präsentation der grössten öffentlichen Giacometti-Sammlung, auch dies schon im Hinblick auf die Erweiterung. In diesem Jahresbericht finden Sie viele interessante Fakten, Zahlen und Informationen, die das Team für Sie aufbereitet hat, damit Sie einen vertieften Einblick in die Vielfalt unserer Tätigkeiten erhalten.

Wie alle Kulturinstitutionen war und ist auch das Kunsthaus von den Folgen der Pandemie stark betroffen. Der markante Rückgang bei den Eintritten und allen Einnahmen wie Vermietungen, Shop und Vermittlungsangebote konnte durch die Ausfallentschädigung des Kantons teilweise kompensiert werden. Jedoch fehlten natürlich die persönlichen Begegnungen im Kunsthaus, die Veranstaltungen und Ereignisse, denn digitale Angebote können das Erlebnis mit den originalen Kunstwerken nur teilweise ersetzen.

Wegen der erneuten behördlichen Schliessung im Dezember konnte die Ausstellung «Im Herzen wild» nur rund vier Wochen gezeigt werden, aber ich möchte an dieser Stelle unseren jungen Kurator Jonas Beyer beglückwünschen zu seinem ersten grossen Ausstellungsprojekt im Kunsthaus, das rundum gelungen ist.

Wir haben uns gefreut, dass unsere Sponsoren und Donatoren fest an unserer Seite standen. Insbesondere danken wir unseren Partnern Credit Suisse und Swiss Re für die langjährige Treue, aber auch den vielen Stiftungen und Privaten, die unsere Ausstellungen, Vermittlungsprogramme und Restaurierungsprojekte zum Wohl der Öffentlichkeit ermöglichen. Insgesamt haben wir ein aufregendes Jahr erlebt – und durchlebt, mit vielen Höhen und Tiefen und neuen Herausforderungen und Prüfungen, die das Kunsthaus und die Geschäftsleitung wie auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestanden haben. Ich danke auch dem Vorstand der Zürcher Kunstgesellschaft und der Stiftung Zürcher Kunsthaus, ihrem Präsidenten Richard Hunziker, für die ruhige und besonnene Arbeit in schwierigeren Zeiten. Der Geschäftsführer der Stiftung, Thomas U. Müller, wird sein Mandat im Jahr 2021 niederlegen, und ich nutze die Gelegenheit, ihm hier zu danken für seine langjährige Arbeit, welche die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Stiftung und Kunstgesellschaft nachhaltig geprägt hat.

Dank der straffen Organisation des fast vollendeten Bauprojektes und dem Einsatz aller Beteiligten liefen die Arbeiten am Chipperfield-Bau fast ohne Verzögerungen weiter, eine grosse Leistung, für die ich an dieser Stelle besonders danke, insbesondere dem operativen Kernteam, das sich zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen liess, aber auch dem Team unseres Architekten David Chipperfield, den Ingenieuren, Fachplanern, Bauleuten und zahllosen Handwerkern, die jeder für sich und alle zusammen die Kunsthaus-Erweiterung Wirklichkeit werden lassen.

Neben dem reibungslosen Funktionieren der komplexen technischen Installationen, die etappiert in Betrieb genommen wurden, waren und sind noch viele Arbeiten bei der Ausstattung zu erledigen. Die organisatorischen und personellen Anpassungen im Hinblick auf den Betrieb des künftig grösseren Museums wurden ebenso an die Hand genommen wie die Planung des Umzugs und Einzugs der Sammlungsbestände, ein logistisches Grossprojekt, das von zahlreichen Aktivitäten im Haus flankiert wird.

Die Nachfolgeregelung für die Direktion startete im Herbst und wird sich auch im kommenden Jahr fortsetzen. Wir nehmen uns für diese Aufgabe, die am Kunsthaus in jeder Generation traditionsgemäss nur einmal stattfindet, genügend Zeit. Christoph Becker, der das Kunsthaus seit dem Jahr 2000 leitet, hat seinen Vertrag per Ende April 2023 gekündigt und wird sich im Herbst 2022 schrittweise zurückziehen, sodass ein reibungsloser Übergang gewährleistet sein wird. Mein Amt als Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft werde ich anlässlich der Generalversammlung Ende Mai 2021 nach fast zwei Jahrzehnten in andere Hände legen. An dieser Stelle danke ich für die stets gute Kooperation mit der Direktion und der Geschäftsleitung, den Gremien und politischen Instanzen, der Stiftung Zürcher Kunsthaus und den vielen Menschen, die das Kunsthaus zu dem machen, was es auch in Zukunft sein wird: ein lebendiger Ort der Kultur, der Bildung und Unterhaltung und ein Ort vielfältiger interessanter Ereignisse und Begegnungen.

Mein Dank gilt insbesondere Ihnen, liebe Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft, für Ihre vielfach langjährige Verbundenheit – es freut mich besonders, dass wir im vergangenen Jahr so viele neue Mitglieder gewinnen konnten, wie selten zuvor in unserer Geschichte! Wir sehen nun, dass das Ziel erreicht wird, das Kunsthaus zu einem der grossen europäischen Museen zu machen. Wenn ich zurückblicke auf das Erreichte, erfüllt es mich mit Freude und Dankbarkeit – und ich blicke durchaus mit ein wenig Stolz in die Zukunft des Kunsthaus Zürich!

Walter B. Kielholz
Präsident

Dank

Walter B. Kielholz wurde im Jahr 2002 von der Generalversammlung zum Präsidenten der Zürcher Kunstgesellschaft als Nachfolger von Thomas W. Bechtler gewählt. Weitblickend hat er unseren grossen Plan, das Kunsthaus zu neuen Ufern zu führen, aktiv begleitet, er hat unsere strategischen Überlegungen unterstützt, auch gegen Widerstände, und hatte ein offenes Ohr, angesichts seiner eigenen hohen Arbeitsbelastung als Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse, als CEO der Swiss Re und später als deren Präsident, keine Selbstverständlichkeit. Wir schätzen es, dass er uns die Freiheit liess, unsere künstlerische und kulturelle Arbeit zu machen – in genauer Kenntnis, aber ohne sich in operative Kernaufgaben einzumischen. Zugleich hatte er die finanziellen Verhältnisse im Blick und hat ein zukunftsweisendes Organisationsmodell für das Kunsthaus etabliert. So war es möglich, dass wir in dem gelegentlich etwas volatilen Prozess der Kunsthaus-Erweiterung eine stabile Basis hatten – für das internationale Renommee der Institution zweifellos ein Gewinn.

Die Realisierung der Kunsthaus-Erweiterung stand unter dem Vorzeichen, einen bedeutenden finanziellen Beitrag von privater Seite an das Bauprojekt zu leisten. Zusammen mit einem effizienten Team gelang es ihm, sein weitgespanntes Netzwerk fruchtbar werden zu lassen und die privaten Mittel zusammenzubringen, wobei seine eigene Stiftung in vorderster Reihe erscheint.

Vielleicht das Wichtigste für uns: Als Persönlichkeit der Wirtschaft geniesst unser Präsident hohes professionelles und soziales Ansehen, das uns bei vielen Kontakten in Politik und Gesellschaft geholfen hat. Nicht zuletzt haben seine Souveränität, sein unerschütterlicher Humor, seine Sympathie für die Menschen, die für das Kunsthaus arbeiten, uns immer wieder Eindruck gemacht und auch in schwierigeren Phasen motiviert. Und er teilt mit uns seinen Stolz auf diese Institution: Walter B. Kielholz war ein ausgezeichneter Präsident. Wir danken herzlich!

Direktion, Geschäftsleitung und alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kunsthaus Zürich

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