Generalversammlung

Am Montag, 27. Juli 2020, fand im Vortragssaal des Kunsthaus Zürich die 125. ordentliche Generalversammlung im Beisein von 97 Mitgliedern statt. Der Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft, Walter B. Kielholz, leitete die Generalversammlung und bat um Nachsicht, dass ein Zusammenkommen nicht früher möglich war. Die Pandemie hatte auch diese Aktivitäten eingeschränkt, und so war eine Einberufung der Versammlung leider erst zwei Monate später als gewohnt möglich, mitten in den Sommerferien. Präsident und Vorstand freuten sich jedoch über die anwesenden Mitglieder und behandelten die Traktanden in gewohnter Effizienz.

Der Präsident Walter B. Kielholz wurde wiedergewählt und machte darauf aufmerksam, dass er sich im nächsten Jahr nach und nach von seinen Mandaten zurückziehen wolle. Es könne also gut sein, dass er das Zepter übergeben werde. Anne Keller Dubach sei schon seit geraumer Zeit im Gremium des Vorstandes und der Präsident würde sich freuen, wenn sie sich für das Amt der Präsidentin begeistern liesse. Sie ist bereits Präsidentin des Schweiz. Instituts für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA) und Mitglied im Verwaltungsrat des Schauspielhauses.

Dr. Lukas Gloor, der die Stiftung Sammlung Emil Bührle im Vorstand vertritt, wurde für eine weitere Amtsdauer von drei Jahren wiedergewählt. Schon bald werden die Bilder der Sammlung Emil Bührle im Erweiterungsbau zu sehen sein. Das Jahr 2019 war ein gutes Jahr für das Kunsthaus: mit Zuwachs bei den Eintritten und auch bei den Mitgliedern. Es war erfreulich zu sehen, dass mit der Entfernung der Bauzäune und mit der Wiedereröffnung der Eingangshalle die Besucherzahl wieder anzog. Denn während zwei Jahren war der Zugang zum Museum nur durch den Vortragssaal möglich. Ein abwechslungsreiches Programm trug zur wieder erstarkten Anziehungskraft bei.

Nachdem die Website neu lanciert wurde, lag der Fokus auf dem Ausbau der Social Media-Aktivitäten und der Einführung des Online-Ticketing. Mit der Zulassung von Führungen auf die Baustelle landeten die Kunstvermittlung, das Marketing und der Verkauf einen Hit. Zwischen September 2019 und Juli 2020 haben fast 300 Gruppen die Baustelle besucht. Nur Corona verpasste dem einen Dämpfer. Und nun laufen integrale Tests – der Technik, Lüftung, Heizung, Elektrizität – und die Baustelle bleibt bis zur Schlüsselübergabe für Besuchende gesperrt.

Christoph Becker blickte auf das Programm 2021. Die Jahre 2021 und 2022 wird er als Direktor noch voll verantworten und die Planungen für 2023 aufgleisen. Christoph Becker ist seit 1910 der vierte Direktor, der das Kunsthaus leitet. Im Juli 2000 hat er sein Amt übernommen, sein Pflichtenheft umfasste auch die Realisierung einer Erweiterung des Kunsthauses. Nach der Eröffnung im Herbst 2021 und nach einer ersten Phase des neuen Betriebs wird er sich im Herbst des Jahres 2022 schrittweise zurückziehen.

Eine Findungskommission ist damit betraut, eine geeignete Persönlichkeit zu finden und sie für Zürich und das Kunsthaus zu gewinnen. Ob das wieder für die durchschnittliche Zeitdauer von 25 Jahren sein wird, ist in diesen modernen Zeiten eher unwahrscheinlich. Bis zum Stabwechsel dauert es dann noch einmal, und die Zürcher Kunstgesellschaft ist froh, dass Christoph Becker 2022 auch noch eine Ausstellung kuratiert. Es ist noch zu früh für eine Verabschiedung, aber ein Dank ist angebracht – nach genau zwanzig Jahren, in denen der Erweiterungsbau von David Chipperfield beachtliche Fortschritte gemacht hat und hochkarätige private Sammlungen ans Kunsthaus gelangen. Diese braucht es, um auch inhaltlich qualitativ zu wachsen. Vom Kunsthaus wird mehr denn je eine Haltung erwartet – zur Kunst, zum wissenschaftlichen Arbeiten, zur gesellschaftlichen Verantwortung, der Bewahrung, Vermittlung und Erneuerung. Christoph Becker nimmt diese Verantwortung wahr, indem er mit seinem Team und Programm auf sich grundlegend wandelnde soziale und technologische Bedingungen reagiert.

In den letzten Jahren stechen die Schritt für Schritt erhöhten Subventionen hervor, die den Bedarf für das erweiterte Kunsthaus proportional zum Baufortschritt und dem Ausbau des Betriebs decken. Im Berichtsjahr waren dies CHF 1.3 Mio. Und das ist zusätzlich zu der jährlich wiederkehrenden Unterstützung in Höhe von CHF 8.3 Mio. Die Projektunterstützung des Kantons kam der Sicherheit und technischen Infrastruktur zugute. Das Bundesamt für Kultur überwies einen sechsstelligen Betrag für die Provenienzforschung. Damit konnte ein öffentliches wie privates Anliegen geregelt werden. Es entsteht Transparenz. Das BAK hat einen Fonds für Schweizer Museen bereitgestellt. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden leicht zugänglich. Das Kunsthaus hat Gemälde und Skulpturen online gestellt und treibt die Recherchen in der Grafischen Sammlung voran. Provenienzforschung ist auch in dieser Gattung angezeigt: Die schiere Menge der über 100 000 Positionen in der Grafischen Sammlung scheint zunächst unübersichtlich, aber man wird in den entscheidenden Phasen der Erwerbungsgeschichte bald Fortschritte machen. Die Finanzierung des Betriebs durch die öffentliche Hand ist auch weiterhin durch die Subventionen gesichert. Der Grossteil des privaten Sponsorings fliesst ins Ausstellungsprogramm. Vorstand und Direktion dankten insbesondere der Credit Suisse. Seit bald dreissig Jahren nimmt die Bank als Partner des Kunsthauses ihre Verantwortung wahr. Sie verhilft damit der Öffentlichkeit zu Kunsterlebnissen, unterstützt Ausstellungen wie «Matisse – Metamorphosen» und den Tag der offenen Tür mit einem hohen sechsstelligen Betrag. Gedankt wurde der ebenso verantwortungsbewussten Swiss Re – Partnerin für zeitgenössische Kunst, für ihre Bereitschaft, Projekte des Kunsthauses grosszügig zu unterstützen. 2019 waren dies zwei Ausstellungen – «Fly me to the Moon» und «Guillaume Bruère».

Immer wieder sind es Zuwendungen von Firmen, Stiftungen und privaten Donatoren, welche die Kunsthaus-Leitung erfreuen und die den Besuchern den ersehnten Mehrwert und auch Spannung bringen. Von der Scholz Stiftung durfte ein siebenstelliger Betrag für einen Kunstankauf verbucht werden. Das Tizian zugeschriebene Werk gab mehr zu reden als manches andere Meisterwerk, das dem Kunsthaus von dieser Stiftung schon offeriert wurde. Es war der langjährige Sammlungskonservator, Christian Klemm, der sich für diese Unterstützung beim Ankauf stark machte. Der Präsident dankte und drückte seine Anerkennung den ehrenamtlich im Vorstand arbeitenden Mitgliedern aus. Keiner erhält dafür eine Entschädigung, und sie nehmen viele strategische und politische Aufgaben wahr. Dank erhielt auch die Stiftung Zürcher Kunsthaus, welche die Liegenschaften verwaltet und instand hält, für die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit.

Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dankte der Präsident im Namen des Vorstandes für ihren grossen Einsatz in einem durchaus schwierigen Umfeld. Sie seien kreativ, optimistisch und loyal gegenüber der Institution. Zuletzt dankte Walter B. Kielholz den Mitgliedern der Zürcher Kunstgesellschaft für ihr Vertrauen in das Kunsthaus: für ihre Neugier und Zuneigung, aber auch für wohlmeinende Kritik, die dem Vorstand und der Direktion zeigt, wie nahe allen ihr Kunsthaus – seine Gegenwart und Zukunft – ist!

Der Jahresbericht und die Jahresrechnung (mit einem geringen Verlust) wurden von der Generalversammlung genehmigt.

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