Vorwort

Sehr Geehrte Mitglieder Der Zürcher Kunstgesellschaft

Ein sehr arbeitsintensives Jahr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kunsthauses und für den Vorstand der Kunstgesellschaft liegt hinter uns. Ein Jahr, welches uns trotz nach wie vor schwieriger Verhältnisse auch viel Erfreuliches gebracht hat. Die intensiven und langen Gespräche der Direktion mit Werner Merzbacher gipfelten in der Unterzeichnung einer Vereinbarung über die Dauerleihgabe von 65 Hauptwerken der ausserordentlich bedeutsamen privaten Sammlung Merzbacher für die Kunsthaus-Erweiterung. Die Sammlung Merzbacher, mit ihren Meisterwerken der Fauves und des Expressionismus, die wir im Jahr 2006 im Bührlesaal vorstellten, wird also ans Kunsthaus kommen, ein Glücksfall für Zürich und die Schweiz. Die eindrucksvolle Biografie von Werner Merzbacher, seine Familie, sein Wirken als Unternehmer, seine Präsenz in Zürich wie auch in den Gremien der Kunstgesellschaft und bei den Kunstfreunden mögen Grund genug sein für diesen Schritt. Zugleich aber schafft die überaus grosszügige Entscheidung weithin sichtbar ein wohl einzigartiges Miteinander von privatem und öffentlichem Engagement für die Kultur, das weit über die Stadt und das Land hinaus beispielhaft ist. Wir danken unseren Ehrenmitgliedern Gabriele und Werner Merzbacher und der Familie Merzbacher sehr herzlich für das Vertrauen in unsere Institution und freuen uns mit ihnen auf das «Fest der Farbe» bei der Eröffnung der Kunsthaus-Erweiterung.

Die im Jahr 2012 geschlossene Vereinbarung mit der Fondation Looser wurde erneuert und der Zeitraum der Dauerleihgabe auf zwei Jahrzehnte ausgeweitet. Hubert Looser hat Kunstwerke von musealer Qualität gesammelt, die in ihrer jeweiligen Entstehungszeit nicht im Fokus des öffentlichen Interesses standen, mit durchaus weitsichtigem Blick auf Fehlendes in der Kunsthaus-Sammlung.

Die Sammlung Looser umfasst Hauptwerke der amerikanischen abstrakten Kunst (ein wichtiges Feld, das im Kunsthaus bislang nicht breit vertreten ist), die ebenfalls in die Kunsthaus-­Erweiterung einziehen werden.

Wir waren überrascht und hocherfreut über das Geschenk, das uns der norwegische Unternehmer Christen Sveaas machte, eine kostbare Gruppe von Gemälden nordeuropäischer Romantiker, darunter ein stattliches Konvolut des Norwegers Johan Christian Dahl, dem besten Landschaftsmaler der Epoche neben Caspar David Friedrich. Dr. Marie-Thérèse von Tscharner-Lüthi, ein langjähriges Mitglied der Kunstgesellschaft, beschenkte uns mit sieben Gemälden von Johann Wilhelm von Tscharner, einem wichtigen, zu Unrecht fast vergessenen Künstler der Schweizer Moderne, die unseren Bestand hervorragend ergänzen.

Mit grosszügiger Unterstützung von Gitti Hug, der Präsidentin der Kunstfreunde Zürich, konnte das konzeptuelle Werk «OVER & ABOVE» von Lawrence Weiner beauftragt werden. Es wird zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt, da die Ausführung ortsspezifisch sein wird – es ist für die unterirdische Passage zwischen Moser- und Chipperfield-Bau vorgesehen. Ein mäzenatisches Mitglied der Zürcher Kunstgesellschaft ermöglicht durch eine Spende weitere einhundert der sehr beliebten Texte für die Sammlungsräume, die hauptsächlich für die Kunsthaus-Erweiterung vorgesehen sind. Sie sind neben den Audioguides zur Sammlung und zu den grossen Ausstellungen ein wesentlicher Bestandteil unserer Vermittlung. Wir danken diesen und allen unseren Donatorinnen und Donatoren sehr herzlich!

Die Provenienzforschung, insbesondere im Bereich der Grafischen Sammlung im Zeitraum 1933 bis 1950, wurde mit Unterstützung des Bundesamts für Kultur intensiviert. Die Geschichte unserer Sammlung ist dank umfassender Akten aus mehr als einhundert Jahren sei Langem gut dokumentiert und steht Forscherinnen und Forschern offen. Auch in Zukunft werden wir die Herkunft unserer Bilder, Plastiken und grafischen Werke weiter untersuchen und die Ergebnisse transparent machen.

Das Echo in der nationalen und internationalen Presse auf unsere Arbeit, die Entwicklung der Sammlung, unser Ausstellungsprogramm und auf die vielen Veranstaltungen war ausserordentlich positiv, auch wenn wir uns manchmal mehr Besucherinnen und Besucher gewünscht hätten: Wir setzen alles daran, die Ausstrahlung und Anziehungskraft des Kunsthauses noch weiter zu stärken.

Das Grossprojekt unserer Kunsthaus-Erweiterung hat äusserlich Gestalt angenommen, auch wenn die Vorbereitungen für den Betrieb angesichts komplexer technischer Ausstattung und hochwertiger Inneneinrichtung noch zwei Jahre in Anspruch nehmen werden. Schon jetzt ist die städtebauliche Bedeutung des Baus von David Chipperfield für den Heimplatz zu ermessen. Mein Dank geht an das Projektteam, die Baukommission und an das oberste Lenkungsgremium, die Einfache Gesellschaft Kunsthaus-Erweiterung, an das Team der ausführenden Handwerker und der gesamten Bauorganisation und natürlich an David Chipperfield Architekten für die umsichtige und effiziente Begleitung des Bauvorgangs. Die Kosten haben wir im Griff. Die zahlreichen Donatorinnen und Donatoren konnten sich exklusiv einen ersten Eindruck der Baustelle verschaffen. Ohne sie wäre unser ambitioniertes Vorhaben undenkbar, und obwohl noch eine Wegstrecke vor uns liegt, sind wir zuversichtlich, dass wir das Ziel erreichen.

Liebe Mitglieder der Kunstgesellschaft, vielleicht ahnen Sie es, dass wir im Laufe der kommenden beiden Jahre an Sie herantreten möchten, um Sie um Spenden für die Kunsthaus-Erweiterung zu bitten, denn noch sind vor allem bei der Ausstattung des Hauses auf bestmöglichem Niveau viele Aufgaben zu lösen. Schon heute danke ich Ihnen für das mannigfache Interesse und die grosse Sympathie, die Sie uns und dem neuen Kunsthaus entgegenbringen.

Unseren Subventionsgebern, der Stadt und dem Kanton Zürich, danke ich für die wiederkehrende finanzielle Unterstützung, die massgeblich dazu beiträgt, dass das Kunsthaus seine Aufgabe auf so hohem Niveau erfüllen kann, ebenso den Mitgliedern des Vorstandes für ihr ehrenamtliches Engagement und der Stiftung Zürcher Kunsthaus, dem Präsidenten, Stiftungsrat und Geschäftsführer, für die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich im Namen des Vorstandes für ihren grossen Einsatz auch in den schwierigeren Zeiten des vergangenen Jahres und für die Loyalität zu unserer Institution. Es freut mich, dass wir beim Personal wichtige Weichen stellen konnten und sich die neuen Kolleginnen und Kollegen bestens eingearbeitet haben.

Wir hatten und haben Glück mit unseren Sponsoren, die uns zur Seite stehen. Im Namen des ganzen Teams danke ich der Credit Suisse, Partner Kunsthaus Zürich, namentlich Sandra Caviezel und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und Swiss Re, Partner für zeitgenössische Kunst, insbesondere Anne Keller und ihrem Team, für die Loyalität und Grosszügigkeit, ohne die manches Vorhaben nicht in gewohnt hoher Qualität realisiert werden könnte. Die Zürcherische Seidenindustrie-Gesellschaft hat unsere Ausstellung «Fashion Drive» zu den Festspielen Zürich grosszügig mitfinanziert, auch dank der wohlwollenden Unterstützung durch ihren Präsidenten Thomas Isler und durch Alexis Schwarzenbach. Die IT-Erneuerung, welche die Bereiche Telefonie, Kommunikation und Sicherheit im Hinblick auf die Kunsthaus-Erweiterung umfasst, kann mithilfe des Lotteriefonds des Kantons Zürich zu einem guten Teil finanziert werden.

Die Besucherzahlen sind gegen Ende des Jahres wieder gestiegen, ebenso wie die Zahl der Mitgliedschaften wieder zunimmt. Ihnen, liebe Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft, gebührt grosser Dank für Ihr Vertrauen in das Kunsthaus und auch für die positiv anteilnehmende Kritik, die uns besser werden lässt in einem durchaus kompetitiven Umfeld. Das Kunsthaus Zürich ist auf dem Weg in eine neue, aufregende Phase, und wir sind dankbar, Sie an unserer Seite zu wissen.

Walter B. Kielholz
Präsident

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