2018 reisten insgesamt 234 Sammlungswerke an 66 verschiedene Ausstellungen in auswärtigen Museen. Sie wurden von uns bestmöglich auf den Transport und ihre Präsentation vorbereitet. Es wurden insgesamt 374 Leihanfragen für externe Leihgaben bearbeitet. Hinzu kamen die Kontrolle und konservatorische Betreuung von 843 Werken, die in verschiedenen Ausstellungen im Kunsthaus gezeigt wurden.
Personell gab es einige Veränderungen: Nach mehr als 35 Jahren Anstellung, davon über 13 Jahre als Abteilungsleiter, endete die Ära von Hanspeter Marty. Er prägte nicht nur das Restaurierungsatelier mit seiner Restaurierungsethik und Herangehensweise in vielerlei Hinsicht, sondern auch die heutigen Standards im Ausstellungs- und Leihbetrieb des Kunsthauses. An dieser Stelle möchten wir nicht versäumen, ihm für seinen Einsatz in der und für die Abteilung herzlich zu danken.
Im April trat dann Kerstin Mürer seine Nachfolge an. Als langjähriges Mitglied des Teams kennt sie den Betrieb mit seinen ganz eigenen Abläufen in- und auswendig und konnte so zu einem reibungslosen Übergang beitragen. Ebenfalls neu besetzt wurde die Stelle des Skulpturenrestaurators mit Patrick Decker, dessen Schwerpunkte auf der Restaurierung von Metall, Glas und Keramik zum ersten Mal die Bearbeitung solcher Materialien im Haus möglich macht. Auch neu besetzt wurde die Assistenz-Restauratorenstelle.
GEMÄLDE, SKULPTUREN UND MEDIENKUNST
Nicht nur in personeller Hinsicht lief in diesem Jahr einiges. Eine Besonderheit war auch die hohe Anzahl von sponsorenfinanzierten Sonderprojekten. Insgesamt sagenhafte sechs grosse Restaurierungsprojekte konnten 2018 in unserem Restaurierungsatelier und einem öffentlich einsehbaren «Schaulabor» durchgeführt bzw. begonnen werden. Das Restaurierungsteam wuchs von sieben auf zeitweise 13 Restauratorinnen und Restauratoren, die die verschiedensten Projekte voranbrachten. Ungewohnt eng wurde es in unserem eigentlich geräumigen Atelier, als sich die drei grossformatigen Werke «Das Kreisen der Planeten» von Augusto Giacometti, die «Anbetung der Heiligen Drei Könige» des Jüngeren Zürcher Nelkenmeisters sowie das Triptychon «Die Prometheus Saga» von Kokoschka gleichzeitig zur Restaurierung darin befanden. Schliesslich musste ja auch für die Werke, die parallel dazu für Ausstellungen oder den Leihverkehr vorzubereiten waren, immer noch ein freies Plätzchen gefunden werden. Dies wurde wieder leichter, als Giovanni Segantinis kleinformatiges «Strickendes Mädchen» «Das Kreisen der Planeten» ablöste. Die Recherchen und Massnahmen an der Polyurethanskulptur «Falsche Götzen» des Künstlerduos Fischli / Weiss fanden grösstenteils in der offenen Werkstatt im Erdgeschoss statt. Dieser innerhalb des Sammlungsbereiches liegende und für die Besucher einsehbare Werkstattbereich ist Teil des interdisziplinären, dreiteiligen Projekts «Installationen». Gleichzeitig präsentierten sich im 1. OG die bearbeiteten Installationen in einer Ausstellungssituation.
Im «Schaulabor» wurden sukzessive acht installative Sammlungswerke im Hinblick auf Zustand, Entstehungsprozess sowie Präsentationskriterien und Langzeiterhaltungsstrategien untersucht, recherchiert und dokumentiert. Die sehr unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Werke, unter ihnen Carsten Höllers «Ballhaus», Susann Walders «Making Sense oft the Millenium» oder Costa Veces «Dressed to Kill», machten dieses Projekt so spannend – auch, weil für die Erarbeitung von Lösungen und Strategien über alle Abteilungen hinweg und mit Galerien und Künstlern zusammengearbeitet werden musste.
Zudem konnten wir im Bereich der Medienerhaltung weitere Meilensteine erreichen. Durch eine grundlegende Bestandsaufnahme der Mediensammlung konnte der Bestand ausgewertet und die Notwendigkeit sofortiger Notfallsicherung der born-digital-Werke formuliert werden. Auch die Weiterentwicklung des Bereichs der Langzeitarchivierung spielte eine grosse Rolle: Die Ablagestruktur auf Serverebene wurde definiert und umgesetzt, die Erfassungsrichtlinien für Medienkomponenten in der Datenbank definiert, eine logische Namenskonvention für die Archivdateien erarbeitet und diese Ergebnisse direkt im aktuellen Videodigitalisierungsprojekt analoger Videobänder umgesetzt.
Besonderen Platzbedarf hatten wir auch für die Vorbereitung ganzer Werkkonvolute, die zu externen Ausstellungen gingen, so z. B. 23 Werke von Burckhardt nach Lignoretto, acht Hodler-Werke nach Genf und Bern, 31 Werke von Hodler und Giacometti nach Winterthur, 17 surrealistische Werke nach Aarau sowie zwölf Werke Füsslis nach Basel. Auch darunter waren wieder einige grossformatige Arbeiten, die von uns vor der Reise u. a. jeweils mit einem Schwingschutz ausgestattet wurden. Ein solcher Schwingschutz – bestehend aus einem Vlies aus Polyesterwatte, das mit Abstand hinter der Leinwand auf dem säurefreien Rückseitenkarton befestigt wird – reduziert die Leinwandschwingungen während des Transportes erheblich und gehört daher inzwischen zu den konservatorischen Standardmassnahmen beim Transport unserer empfindlichen Grossformate.