Vorwort

Sehr Geehrte Mitglieder Der Zürcher Kunstgesellschaft

Das Jahr 2017 stellte das Kunsthaus vor ausserordentliche Herausforderungen und brachte Neuerungen in vielen Bereichen. Das Kunsthaus beginnt sich zu rüsten auf die bevorstehende grösste Erweiterung seit seiner Gründung. Dazu gehören grundlegende technische Anpassungen und Neuinstallationen elektronischer Systeme, die schrittweise personelle Aufstockung, die Umstellung des Ausstellungsprogramms im Jahreslauf und vieles mehr. Die Sanierung von Telefonie und Sicherheitsanlage, ein millionenschweres, hochkomplexes Mammutprojekt, zu dessen Realisierung der Lotteriefonds des Kantons dankenswerterweise massgeblich beigetragen hat, konnte an die Hand genommen werden und ist bis zum Frühjahr 2018 abgeschlossen, wobei auch die Verknüpfung mit dem Erweiterungsbau gewährleistet sein wird. Die elektronische Sammlungsverwaltung, die wissenschaftliche und logistische Aufgaben zu bewältigen hilft, ist nach intensiver Planung in die Realisierungsphase eingetreten. Als nächster Schritt kann die Sammlung der Gemälde und Skulpturen online gehen.

Die Arbeit an der neuen Website, die sehr benutzerfreundlich, interaktiv und für den Online-Verkauf gerüstet sein wird, läuft auf Hochtouren. Eine grössere Zahl von Bewerbungsverfahren wurde eingeleitet und abgeschlossen, darunter die neue Position in der künftig vierköpfigen Geschäftsleitung. Christoph Stuehn wurde auf Vorschlag der Direktion im November 2017 vom Vorstand einstimmig ernannt und wird seine Aufgabe als Leiter Verkauf und Services ab Mai 2018 wahrnehmen. Neu besetzt wurden die Leitung der Personaladministration sowie die Positionen Sponsoring und Fundraising, Leitung der Restaurierung und der Kurator in der Grafischen Sammlung. Für den internationalen Museumsbeirat (anstelle der früheren Programmkommission) konnten gewonnen werden: Dr. Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden; Dr. Paul Frey, kaufmännischer Direktor des Kunsthistorischen Museums in Wien; Okwui Enwezor, künstlerischer Leiter am Haus der Kunst in München; Dr. Angela Lampe, leitende Kuratorin am Centre Georges Pompidou in Paris, Dr. Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums und der Schirn Kunsthalle in Frankfurt und der Zürcher Architekt Mike Guyer. Die erste Sitzung des neuen Gremiums, das der Direktion zugeordnet ist, fand im November statt; künftig wird es alle acht bis zehn Monate in Zürich zu Themen des Museums tagen. Auf Initiative der Stadt wurde eine Arbeitsgruppe mit namhaften Historikern und Historikerinnen eingesetzt, die sich mit der künftigen Integration der Sammlung Bührle befasst und bis 2019 einen Bericht verfassen wird, der auch in die vorgesehene Dokumentation in den künftigen Sammlungsräumen einfliessen soll.

Die Vereinigung Zürcher Kunstfreunde, künftig Kunstfreunde Zürich, kürten Frau Gitti Hug zu ihrer neuen Präsidentin und begingen ihr hundertjähriges Jubiläum mit einem neuen Webauftritt und einem erfolgreichen ersten Ball, den das Kunsthaus für über vierhundert gut gelaunte Gäste organisierte. Weniger erfreulich war und ist die Situation am Heimplatz, der wegen der unterirdischen Verbindung, veränderter Verkehrsführung und der Baumassnahmen vor und im bestehenden Gebäude zu einer Grossbaustelle mutierte, was uns vor grosse Herausforderungen und nicht geringe Probleme stellt. Der bis 2019 geschlossene Haupteingang wurde durch ein funktionales, aber von aussen fast verstecktes Provisorium im Vortragssaal ersetzt. Insgesamt wird die Zugänglichkeit des Museums als eingeschränkt empfunden. Die Werbemöglichkeiten sind durch einen weiträumigen massiven Bauzaun stark reduziert. Das budgetäre Defizit wurde aus zusätzlichen, bereits in der Volksabstimmung zum Erweiterungsbau bewilligten Mitteln der Stadt (den sogenannten Ramp-up-Kosten) sowie aus frei verfügbaren Fonds der Kunstgesellschaft gedeckt. Das Ausstellungsprogramm erfuhr eine wesentliche Umgestaltung hinsichtlich der zeitlichen Abfolge, wodurch künftig jene Phasen mit höherem Besucheraufkommen im Frühjahr und Herbst besser abgedeckt werden können. Zudem wurden neue Formate mit einer höheren, gleichsam interaktiven Beteiligung des Publikums durch Veranstaltungen, Konzerte und Workshops erprobt, die Ergebnisse evaluiert und künftig in das Jahresprogramm stärker einbezogen.

Der Erweiterungsbau von David Chipperfield machte gute Fortschritte. Der Innenausbau wurde in mehreren Workshops präzisiert und eine grosse Zahl unterschiedlichster Gewerke beauftragt, sodass zum Ende des Jahres über achtzig Prozent der Vergaben erfolgt waren. Es zeichnet sich ab, dass die Zielkosten eingehalten werden und die Reserve grosszügig bemessen wurde. Ich danke der gesamten Bauorganisation, den Mitgliedern des Leitungsgremiums in der Einfachen Gesellschaft Kunsthaus-Erweiterung (EGKE), der Baukommission, dem Projektteam und den vielen Handwerkern für ihre engagierte Arbeit und das bereits sichtbar gute Ergebnis im Rohbau.

Wir konnten auf grosse Unterstützung seitens unserer Sponsoren zählen, und ich danke insbesondere Credit Suisse, Partner Kunsthaus Zürich, und Swiss Re, unserem Partner für zeitgenössische Kunst, wie auch zahlreichen Firmen, Stiftungen und privaten Donatoren für ihre Bereitschaft, unsere zahlreichen Projekte grosszügig zu unterstützen. Das gesamte Sponsoring zeigt ein erfreulich hohes Niveau und wird in den kommenden Jahren noch intensiviert. Mein besonderer Dank geht an Dr. Thomas Bechtler und Frau Cristina Bechtler für ihre Schenkung an die Sammlung, wie auch an Frau Gitti Hug für ihre Bereitschaft, ein Auftragswerk für die unterirdische Verbindung zwischen den Häusern hälftig zu finanzieren. Sehr gefreut haben wir uns über die Möglichkeit, rund einhundert neue Wandtexte für die Sammlungsräume zu installieren, die in prägnanter Form Auskunft geben zur Sammlung, Architektur und Geschichte des Hauses und die bereits auf erfreuliche Resonanz stossen. Herzlichen Dank an die Spenderin aus dem Kreis unserer Mitglieder! Unseren Subventionsgebern, der Stadt und dem Kanton Zürich, danke ich für die wiederkehrende finanzielle Unterstützung, die massgeblich dazu beiträgt, dass das Kunsthaus seine Aufgabe auf so hohem Niveau erfüllen kann, ebenso den Mitgliedern des Vorstandes für ihr ehrenamtliches Engagement und der Stiftung Zürcher Kunsthaus für die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich im Namen des Vorstandes für ihren grossen Einsatz in einem durchaus schwierigen Umfeld, für ihre Kreativität, ihren Optimismus und die Loyalität zu unserer Institution.

Ihnen, liebe Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft, gebührt grosser Dank für Ihr Vertrauen in das Kunsthaus, auch wenn die Zeiten ein wenig turbulent sind, für Ihre Neugier und Zuneigung, aber auch für wohlmeinende Kritik, die uns zeigt, wie nahe Ihnen allen unsere Institution – ihre Gegenwart und Zukunft ist.

Walter B. Kielholz
Präsident

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