11 ARBEITEN AUF PAPIER

John M Armleder
11 ARBEITEN AUF PAPIER, 1967 – 1985

John M Armleder (*1948) ist einer der wichtigsten lebenden Schweizer Künstler. In den rund 50 Jahren seiner Karriere hat er ein vielfältiges Werk geschaffen, das von Performance über Malerei, Zeichnung und Skulptur bis hin zu verlegerischen und kuratorischen Projekten alles umfasst. Den Arbeiten auf Papier kommt dabei eine ganz besondere Bedeutung zu. Sie sind der rote Faden, der die so unterschiedlichen und immer wieder überraschenden Arbeiten von John M Armleder zusammenhält. Bereits 1964 entstehen erste Zeichnungen, und das Medium begleitet den Künstler bis heute, wobei die Produktion in den 1960er- bis 1980er-Jahren am grössten ist. Mehr als 600 Werke auf Papier sind so entstanden. Die Kunsthalle Zürich zeigte diese 2005 in einer umfassenden Ausstellung.

Das zeichnerische Werk ist deshalb besonders interessant, weil John M Armleder darin vieles vorwegnimmt, was er später in Malerei oder Skulptur verarbeitet. Gewisse ikonographische Elemente, die danach sozusagen zu Armleders Markenzeichen werden, tauchen bei seinen Arbeiten auf Papier bereits in den 1960er-Jahren auf. Auch zeigt sich in diesen frühen Werken schon seine ganz eigene künstlerische Haltung, die mit den Stilmitteln von Zitat und Appropriation arbeitet und sich durch einen sehr kenntnisreichen und gleichzeitig nonchalanten Umgang mit der Geschichte der Kunst auszeichnet.

Das Kunsthaus Zürich besitzt mehrere Werke von John M Armleder. Neben einem «Pour Painting» aus dem Jahre 2004 befinden sich in der Sammlung auch eine «Furniture Sculpture» von 1982 sowie mehrere filmische Arbeiten, die z. T. auch das frühe performative Werk des Künstlers dokumentieren. Im Bereich der Zeichnung gab es in der Sammlung bisher jedoch nur eine einzige Arbeit. Es war daher schon ein längeres Desiderat, diesen wichtigen Aspekt von John M Armleders Werk zu stärken. Nun ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit dem Künstler eine Gruppe von insgesamt elf frühen Arbeiten auf Papier zusammenzustellen, die zwischen 1967 und 1985 entstanden sind. Die Gruppe fasst das Werk von John M Armleder sozusagen in nuce zusammen und zeigt, dass Ideen wie «Neo-Geo» oder der Diskurs von Aneignung für ihn bereits in den 1960er-Jahren wichtig waren. In einer der neu erworbenen Arbeiten von 1967 tauchen die für Armleder später so charakteristischen, silberglänzenden «dots» auf. Im selben Jahr verwendet der Künstler aber auch eine Plattenhülle der legendären RCA Records für eine Collage und verwandelt eine Seite aus einem Klebebildband zu Van Dyck zu einem Ready-made, das sowohl auf den flämischen Altmeister wie auch die Streifenbilder Sol LeWitts verweist. Es gibt auch Werke, in denen Freunde und Freundinnen aus jener Zeit ihre Spuren hinterlassen. Eine Arbeit aus dem Jahr 1982 ist beispielsweise ein Gemeinschaftswerk mit Helmut Federle, das von beiden unterzeichnet ist. Die zwei Künstler haben dafür je ein Rechteck und ein Quadrat aus einem Papiertischtuch ausgeschnitten, das sie wohl bei einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant vorgefunden hatten. Das Resultat erinnert an Malewitsch' weisses Quadrat, atmet aber gleichzeitig die frische postmoderne Leichtigkeit der 1980er-Jahre. Ein anderes Werk der neu erworbenen Gruppe, das Anspielungen an die abstrakten Formexperimente der Klassischen Moderne wachruft, entstand in Zusammenarbeit mit John M Armleders damaliger Freundin Daisy Lorétan.

Mirjam Varadinis

John M Armleder
Portrait de Philip, Lord Wharton, 1967
John M Armleder
RCA, 1967
John M Armleder
Untitled, 1967
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